Der Parenzana-Radweg in Istrien

Der letzte Zug von Triest nach Parenzo fuhr 1935. Acht Stunden brauchte er für die 123 km. Dafür gab es viel Panorama am Stück: Die grüne istrische Landschaft, wo alte italienische Dorfgründungen auf Hügeln Landmarken bilden. Heute ist Parenzo kroatisch und heißt Porec, sonst hat sich gar nicht so viel verändert.

Was ich sagen will: Der Radweg auf der alten Bahntrasse ist eine herrliche Einsteiger- und Entdeckerstrecke in und durch Istrien. Zweimal führt die alte Schmalspur auf 300 m. Der 2008 eröffnete Weg ist mittlerweile sehr gut beschildert, die Tunnel sind geöffnet und beleuchtet, die Viadukte gesichert, Rastplätze wurden angelegt. Die Wege sind meist geschottert; wobei man oft das Gefühl hat, hier wurde der original Grobschotter aus dem Gleisbett verwendet, was ja immerhin für Authentizität bürgt. Auch die meisten Bahnhofsgebäude gibt es noch, jetzt wohnen oder werkeln Menschen in anderer Mission in ihnen.

Schön ist auch, dass man wirklich überwiegend auf der alten Trasse geführt wird. Wo es dennoch über Straßen geht, gibt es wenig Verkehr. Wer wild zelten will, kann dies fast überall verwirklichen. Das küstenferne Istrien ist in dieser Hinsicht sensationell: Sehr viel Laubwald, dünne Besiedlung, wenig Agrarwirtschaft. Eigentlich erscheint Istrien, wenn man auf dem Parenzana unterwegs ist, wie ein einziger Landschaftspark.

Den ersten Abschnitt des Parenzana an der völlig zugebauten Adriaküste Italiens und Sloweniens (Koper) kann man sich hingegen schenken. Hier gibt es nichts von dem, was den Radweg in Istrien auszeichnet. Stattdessen wird man qua Beschilderung von einer Straßenseite auf die andere gejagt, passiert riesige Kreisel und Gewerbegebiete... Das bringt nichts, besser ist es, erst im istrischen Markovac einzusteigen.